Kriegsflüchtlinge und Migranten aus Afghanistan, dem Irak und Syrien oder Schwarzafrika führen zurzeit zu heftigen Diskussionen um die Möglichkeit und Notwendigkeit der Aufnahme sowie der Integration in die heimische Bevölkerung. Dabei spaltet sich die Einwohnerschaft in zwei fast unvereinbare Gruppen: Die Flüchtlingshelfer, oft als "Gutmenschen" beschimpft, die die Aufnahme von Anfang an begrüßten und eine moralische Pflichtaufgabe oder sogar eine Chance der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung darin sehen; Stichworte Überalterung, Fachkräftemangel und Weltoffenheit. Auf der anderen Seite eine zunehmende Zahl von Kritikern, die eine Gefahr für den Sozialstaat und eine Überforderung der Gesellschaft durch die große Anzahl und die ethnische und religiöse Verschiedenheit der Zuwanderer befürchten, ja sogar das Abendland und die deutsche Kultur an sich gefährdet wähnen, Stichworte PEGIDA oder "Umvolken".
Die AfD, ursprünglich unter Bernd Lucke eine rechtsliberale Anti-Euro-Gruppierung, entwickelte sich im Verlauf der sich zuspitzenden Flüchtlingskrise zu einer rechten Ein - Themen - Partei gegen die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. Als zunächst einzige politische Kraft, die den Befürchtungen wachsender Kreise der Bevölkerung Ausduck verlieh und den latent vorhandenen Rassismus kräftig anfeuerte, erzielte die AfD bemerkenswerte Wahlerfolge. Davon geschockt veränderte sich auch bei den Altparteien, wenn schon nicht die konkrete Politik, dann doch wenigstens ihre Sprechweise über das Thema Migration. Offen rassistische Äußerungen auf unterstem Stammtischniveau wurden dadurch gesellschaftsfähig, wobei moderne soziale Medien wie facebook nicht unbeteiligt sind und die Altparteien in ihren gelegentlichen Anbiederung an die vermeintliche Stimme des Volkes eine keineswegs rühmlich Rolle spielte.
Flüchtlinge durch Krieg und Vertreibung, Migration und Flucht vor wirtschaftlicher Not sind so alt wie die Welt. Selbst in der kurzen Zeitspanne meines Lebens gab es mehrere Flüchtlings- bzw. Migrationswellen.
Die Heimatvertriebenen
So wurden als unmittelbare Folge des verlorenen Krieges 12 bis 14 Millionen Deutschstämmige aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zur Flucht gezwungen bzw. ganz handfest vertrieben und umgesiedelt. Heute wird von den Flüchtlingsfreunden als Argument für das Merkelsche "Wir schaffen das" oft auf die gewaltige Integrationsleistung hingewiesen, die in der Notzeit der Nachkriegsjahre bei wirklicher Wohnungsnot ungleich schwieriger war als in der heutige Problemlage. Von Seiten der Kritiker wird dem entgegengehalten, dass es sich hier um in Sprache, Kultur und Religion gleiche Menschen ging, deren Integration darum leichter gewesen sei.
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, so stimmt beides nicht so ganz, es gibt keinerlei Grund, diese oft genug erzwungene Integrationsleistung zu romantisieren. In meinem Dorf gab es in den fünfziger Jahren von der Gemeinde erbauten Mietshäuser, in denen nur Flüchtlinge wohnten, im Volksmund "die Flüchtlingshäuser" genannt. So hießen die auch noch, als ich mit 19 Jahren 1971 dort wegging. Die Flüchtlinge waren keineswegs willkommen oder gut angesehen, sondern man begegnete ihnen mit dem gleichen, meist völlig unbegründeten Sozialneid, der auch heute üblich ist. Formulierungen, die ich heute wieder höre, kenne ich aus meiner Kindheit: Von Leuten, "die überhaupt nicht hierher gehören", denen man "den Zucker in den Arsch bläst" - gemeint war damals der Lastenausgleich für verlorene Häuser in der verlorenen Heimat.
Es galt die Saga, alle Flüchtlinge würden für einen höheren Lastenausgleich behaupten, im Osten große Güter besessen zu haben, hätten aber in Wirklichkeit in ärmlichen Hütten gelebt und kaum satt zu essen gehabt. Auch an den Kriegsfolgen trugen sie die Hauptschuld. Gerade "die" im Osten seien die schlimmsten Nazis gewesen, für die jetzt die unschuldige Bevölkerung bei uns zahlen müsse, nachdem wir doch schon im Krieg am meisten unter dem Bombenterror gelitten hätten. Man neidete die modernen Mietwohnungen, die zwar aus heutiger Sicht nicht die Spur von Luxus hatten, aber die dörfliche Wohnkultur war oft noch ärmlicher; Badezimmer, fließendes warmes Wasser oder Zentralheizungen waren in der Breite erst eine Entwicklung der sechziger Jahre. Unmittelbar nach dem Krieg mussten viele der Millionen Heimatvertriebenen in Lagern und in den zerbombten Städten untergebracht werden. Zwangseinquartierungen von Flüchtlingsfamilien in die Häuser der ortsansässigen Bevölkerung führten keineswegs zur Freude der Beteiligten. Die Flüchtlinge waren regelrecht verhasst, man sprach von ihnen mit Schimpfworten wie in Köln "Pimocken" oder "Kartoffelkäfer", womit man schlichtweg "Schädling" meinte. Auch mit der kulturellen Gleichheit war es nicht weit her, nicht nur, was die unterschiedlichen Dialekte anging, derenthalben man die Flüchtlinge auch gerne "Pollacken" nannte, was nicht gerade Ehrerbietung ausdrücken sollte. So wurden durch die Flüchtlingsströme konfessionell homogene Gebiete wie das katholische Rheinland oder die fast rein katholische Stadt Köln mit Evangelen konfrontiert, rein lutherische Gebiet in Niedersachsen mit Christen katholischen Glaubens. Wer glaubt, das wäre reibungsfrei verlaufen, sollte sich einmal mit der Problematik der sogenannten "Mischehen" beschäftigen, die es natürlich bald gab. Religion spielte eine viel wichtigere Rolle als heute, man kann es von heute aus gesehen kaum glauben: Bis zu meinen 12 Lebensjahr habe ich in meiner mehrheitlich evangelischen Gemeinde niemals mit den katholischen Kindern gespielt. Man lebte in zwei getrennten Welten, auch noch im Jahre 1963. Die Volksschule waren rein konfessionell, wir hatte ein Kind aus einer "Mischehe" in meiner Klasse, das von den 10 anderen im Jahrgang gemobbt wurde und später zur katholischen Schule wechselte.
Flüchtlinge und Einheimische waren sich sicher kulturell ähnlicher als manchmal heutzutage, aber was nutzte das, wenn man sich nicht auf die Gemeinsamkeiten, sondern auf die Unterschiede konzentrierte, um zwischen "uns" und "denen" zu trennen? Mal von den ideologisch verbohrten Vertriebenenverbänden abgesehen, war die Integration nach einer Generation geschafft, auch dank des im Lastenausgleich geflossenen Geldes und der verbreiteten "Häuslebauermentalität" der Zuwanderer.
Gastarbeiter
Die nächsten Fremden, die zu uns kamen, waren die Gastarbeiter aus Italien, wenig später dann auch aus Portugal, Spanien, Griechenland, der Türkei, Tunesien und Marokko. Unbeschadet ihrer genauen Herkunft alles "Spaghettifresser". Arbeitskräfte waren gerufen worden und es kamen Menschen. Es hat eine ganze Zeit gedauert, den Nazi-Sprachgebrauch "Fremdarbeiter" aus der Umgangssprache zu verdrängen. Die Gastarbeiter waren in der Hochkonjunktur aufgrund von Vereinbarungen zwischen den Regierungen der Entsendeländer und der BRD angeworben worden, um den Arbeitskräftemangel zu beheben. Anfangs hauptsächlich junge Männer, die hier in Bergwerken, im Straßenbau und am Band Knochenarbeit verrichteten und ihren Verdienst zu großen Teilen den in der Heimat verbliebenen Familien schickten. Genau betrachtet, wie bei jeder Migrationswelle, eine Positivauswahl der Arbeitsbevölkerung ihrer Heimatländer, mussten sie doch jung und gesund sein und vor allem so flexibel, ihre Heimat zu verlassen. Nicht so in den Augen der Bevölkerung: Spaghettifresser, mit denen man möglichst wenig zu tun haben wollte und die am Ende der sozialen Leiter standen.
In den Entsendeverträgen war festgelegt, dass die Arbeitskräfte in Deutschland "angemessen" untergebracht werden mussten, ein sehr unbestimmter Begriff. Dis Gastarbeiter wohnten meist in Sammelunterkünften, oft überbelegten Baracken, auch Eisenbahnwaggons und in unverschämt überteuerten Altbauwohnungen, in die kein Deutscher mehr einziehen wollte. In der italienischen Presse wurde damals, völlig unbemerkt von der hiesigen Öffentlichkeit, über die grauenhaften Wohnverhältnisse berichtet. In Deutschland galt die Meinung, diese Leute kämen aus so unterentwickelten Gebieten im Süden Italiens, die seien garnichts anderes gewöhnt. Auch da gebe nur verschimmelte Wohnungen ohne fließendes Wasser. Die Haltung zu Italien geradezu schizophren: Einerseits eine Art Traumland, wo deutsche "Fräuleins" zunehmend ihren Urlaub verbrachten und sich von schicken italienischen Machos nicht nur bewundern ließen. Andererseits das Land, dass "uns" im Krieg verraten hatte, wo jeder zweite als Auto- oder Kofferdieb arbeitete und wo ewig gestreikt wurde. Die italienischen Männer in Deutschland galten als hochgefährlich, heißblütig, gewaltbereit, schnell dabei mit dem Messer und Frauen gegenüber dreist und übergriffig. Der Spruch, dass man sich als Frau nicht mehr auf die Straße wagen könne, den kenne ich aus dieser Zeit- und er war damals so verlogen wie heute. Während in der Folgezeit die Nationalitäten wechselten, eines blieb immer gleich: es waren "die" Italiener, "die" Portugisen, einfach "die" anderen. Nur gesehen als Angehörige einer Gruppe, nicht als Mensch und Individuum. Sozialkontakte waren auf das Nötigste beschränkt. Eigentlich wie früher bei den Fremdarbeitern. Noch zwei Dinge aus den frühen siebziger Jahren, die das Verhältnis zu den Gastarbeitern verdeutlichen. In Aachen wohnte ich im Studium im 15. Stock eines Studentenwohnheimes mit Blick auf das Frauenlager von Marokkanerinnen, die bei der Schokloladenfabrik Trumpf am Band arbeiteten. Barackenbauten mit Mehrbettzimmern. Auf dem Werksgelände gelegen, unverschämt teuer vermietet. Darum ein Maschendrahtzaun mit aufgesetztem Stacheldraht, Zugang nur bis 22.00 Uhr, nur für die Bewohnerinnen und nur durch ein von einem Pförtner bewachtes Tor. Hatte große Ähnlichkeit mit einem Straflager, um nicht das Wort KZ zu nutzen. Kaum einer meiner studentischen Mitbewohner fand etwas Schlimmes daran, Arbeiterinnen so unterzubringen. Als irgendwann einmal eine der vielen linken Gruppen das Thema aufgriff, die horrende Miete für ein Bett im Mehrbettzimmer offenlegte, die der Kunstmäzen Ludwig von seinen Arbeiterinnen verlangte, und die Lagersituation monierte, da fand ein Mitbewohner für die Worte: "Die muss man doch Einsperren, die werfen sonst wie die Karnickel und dann arbeiten die nicht" keinen Widerspruch. Auch eine Gruppe von Migranten, die durch ihren Fleiß und ihre Strebsamkeit auffielen, waren den Deutschen Gastgebern nicht recht: Die in Wuppertal zahlreich vertretenen Griechen. Bei einer Ferienarbeit hörte ich den Satz: "Die kommen mit einer Großfamilie, wohnen zu zehnt auf drei Zimmern. Vater arbeitet, Mutter arbeitet, drei Kinder arbeiten, Onkel und Tante und Neffen arbeiten. Kaum drei bis vier Jahre hier, da kaufen die das Haus, in dem sie wohnen." Das war keineswegs als Lob gemeint. Es trifft den Kern von Fremdenhass auf den Punkt: Für die Unterschicht, die Dummen und Vergessenen sind die Zuwanderer eine Konkurrenz. Um Wohnungen, um Arbeitsplätze, um Frauen. Fremdenfeindlichkeit und mangelnde Bildung gehen Hand in Hand, eine Erkenntnis, die sich beim Lesen lokaler Facebook-Beiträge bestätigt. Nicht zuletzt darum die Ausgrenzung, aus einer Mischung von Dummheit und Angst.
Krieg in Jugoslawien
Der Jugoslawienkrieg und die "ethnischen Säuberungen" in seiner Folge brachte die nächste Flüchtlingswelle. Obwohl die Zahlen wesentlich geringer waren als 2015, waren die Ängste und Befürchtungen sehr ähnlich. Man bezweifelte, dass es sich tatsächlich um Kriegsflüchtlinge handele und befürchtete eine Zuwanderung in die Sozialsysteme. Ich habe Anfang der neunziger Jahre das Kriegsgebiet an der geschlossenen serbisch-kroatischen Grenze besucht. Für jemanden, der Krieg nur aus Erzählungen und den Medien kannte, sozusagen in schwarz-weiß von alten Wochenschau Filmen, absolut verstörend. Nicht so sehr die zerschossenen Fassaden und ganze Zeilen abgebrannter Einfamilienhäuser rechts und links der Landstraße. Nein, die Selbstverständlichkeit, mit der meine blutjunge Übersetzerin diesen Zustand der Häuser erklärte: "Da haben Serben gewohnt." Das reichte als Erklärung. Hier war der Krieg oder besser seine Folgen in Farbe zu besichtigen, geführt nicht von der grauen Generation der Eltern und Großeltern, sondern jungen, modernen Menschen in modischer Kleidung. Leute wie wir. Später traf ich dann beruflich auch Opfer der anderen Kriegsparteien, teilweise dem Morden nur knapp entkommen. Ich hatte nie Zweifel, dass die Mehrheit der angeblichen "Asylbetrüger", "Scheinasylanten" und "Wirtschaftsflüchtlinge" damals wirklich aus Furcht um ihr Leben zu uns gekommen waren. Das war allerdings auch damals eine einsame Minderheitsmeinung.
Die Angst vor Einwanderung in die Sozialsysteme führte zu Kürzungen der Leistungen, Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen anstatt Bargeld und Verschärfungen im Asylrecht. Die große Mehrheit dieser Gruppe ist inzwischen auch mit Druck in ihre Heimat zurückgekehrt. Ihre Erfolgsquote bei Asylverfahren tendiert gegen Null.
Russlanddeutsche
Die Deutschrussen, vom Volk gerne auch "Beutegermanen" geschimpft, hatten dieses Problem nicht, waren sie doch Deutsche im Sinne des noch aus der Nazizeit stammenden Staatsangehörigkeitsgesetzes. Es wurde viel Geld für deren Integration in die Gesellschaft ausgegeben, vor allem für Sprachkurse, denn viele dieser Deutschen sprachen nur russisch. Die Zuwanderer waren überwiegend gut ausgebildet, hatten etwa in Kasachstan zur russischen Elite gehört, so dass sich ihre Integration auch wirtschaftlich auszahlte. Nur einige entwurzelte Jugendliche führten zu einem kurzzeitigen Anstieg der Kriminalitätsrate. Nach nur einer Generation scheint deren Eingliederung mehrheitlich geglückt, auch wenn es hier und da noch russischen Parallelgesellschaften gibt, mit eigenem russischsprachigen Fernsehprogrammen, speziellen russischen Lebensmittelläden und, gerade im Raum Euskirchen und Gummersbach, eine eigene evangelikale Konfession, die nur schwerlich in eine moderne Gesellschaft passt. Auch eine erschreckende Nähe zur rechten AfD ist bei vielen Russlanddeutschen auffällig.
Trotz dieser Ausnahmen scheinen mir die Integrationsbemühungen in Summe guten Erfolg gehabt zu haben.
Und nun ...
Seit wenigen Jahren rollt nun die aktuelle Flüchtlingswelle. Kriegsflüchtlinge aus Afghanistan, Irak oder Syrien, Asylbewerber aus aller Herren Länder, Wirtschaftsmigranten ebenso breit gestreut. Ihre Anzahl war 2015 und 2016 groß, aber die Bewältigung der Aufnahme von 10 Millionen Vertriebenen war quantitativ und situativ ungleich gewaltiger. Was ist eigentlich anders? Die üblichen Vorurteile auf Stammtischniveau sind die gleichen wie immer:
Die nutzen uns aus, die wollen nur unser Geld, unsere Wohnungen, unsere Arbeit, unsere Frauen. Die passen nicht zu uns, haben eine andere Mentalität, Religion, Kultur. Sie sind häufig kriminell, gefährden Frauen und Kinder, neigen zu Gewalttätigkeit. Kurz gesagt: Die gehören nicht hierher. Die dummen Vorurteile sind gleich, die Brutalität und Vehemenz ihres Vortrages ist beispiellos und neu.
Aber warum ist der Protest und die politische Reaktion diesmal so viel heftiger als in vergangenen Zeiten? Ich vermute, das liegt an der professionellen Nutzung der modernen sozialen Medien durch die rechten Parteien. Anders als die demokratischen Parteien haben die Rechten die mediale Veränderung für sich zu nutzen gewusst und zunächst ganz unbemerkt ein riesiges Netzwerk von geschulten Propagandisten aufgebaut. Mehr oder weniger wahre Schauergeschichten werden gezielt gepostet und tausendfach geteilt. Auch absolute fake news verbreiten sich in bisher unbekannter Geschwindigkeit und sind nicht einzufangen. Selbst ausländische Geheimdienste wirken daran mit. Direkt kriminelle Machenschaften werden vom Ausland aus gesteuert und sind der deutschen Justiz entzogen.
Die demokratisch gesonnenen Fernsehanstalten und die seriösen Printmedien verlieren an Einfluss, Internet gestützte Nachrichtenmedien und individualisiert Nachrichten treten an ihren Platz.
Dabei gilt der alte Grundsatz "nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht" auch in dem neuem Medium. Wenn es aktuell keine schlechte Nachricht gibt, werden alte Geschichten aufgekocht oder gleich neue frei erfunden. Es gibt keinen Schutz für Lügen, gefälschten Fotos oder Dokumenten, keine Strafverfolgung für Beleidigungen, fast keine gegen Volksverhetzung. Realitäten werden nicht mehr beschrieben, sondern geschaffen. Wenn man eine Lüge nur oft genug wiederholt, wird sie zunehmend zur Wahrheit, an der wohl irgendwas dran sein muss. Dabei ist die Rolle der Altparteien verheerend. Diese verwechseln die Lautstärke der politischen rechten mit deren politischer Kraft. Es hat schon immer 10 bis 20 Prozent für rechte Propaganda offene Menschen gegeben und auch immer schon latenten Rassismus. Statt an jeder Stelle deutlich und klar zu widersprechen, versuchen die einen sich vornehm herauszuhalten und nur zu beobachten, die anderen reden den rechten Rattenfängern nach dem Mund. Die neuerdings aufkommende WerteUnion innerhalb der CDU ist von den Faschisten der AfD nicht weit entfernt.
Die Integrationsbemühungen des Staates sind vorhanden, aber wirken hilflos. Insbesondere die Gemeinden und deren Bürokratien sind überfordert, auch bei uns. Über Integration wird nicht wirklich nachgedacht. Aus Unfähigkeit, nicht aus Bosheit. Ohne die Zivilgesellschaft wäre die Katastrophe schon passiert.
Persönlich habe ich einige Syrer kennen gelernt. Zivilisierte, wohl erzogene Leute und weitaus gebildeter als die Facebook-Dumpfbacken, die über sie lamentieren und Lügen verbreiten. Leute, die absehbar ein Gewinn für unsere Gesellschaft sein werden, wenn man sie nicht als Flüchtlinge nach ein paar Jahren zurückschickt. Nach 60 Jahren Einwanderung war es endlich Zeit für ein Einwanderungsgesetz, was auch solchen Leuten ermöglicht, dauerhaft hier zu bleiben. Das werden nicht alle können, weshalb man auch als gescholtener "Gutmensch" dafür eintreten muss, dass Kriegsflüchtlinge nach Beendigung der Kriegsgefahr zurückkehren. Möglichst mit neuen Sprachkenntnissen und einer Ausbildung. Am besten freiwillig und durch Prämien unterstützt, aber notfalls auch gegen ihren Willen.
Es ist nicht unmoralisch, Einwanderung zu gestalten und dabei die Interessen unseres Landes als Maßstab zu nehmen. Das konservative Dogma "Deutschland ist kein Einwanderungsland" muss fallen, weil es schon Jahrzehnte lang nicht wahr ist und auch noch nie in der Geschichte war.
hans-peter bergmann Mai 2018
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